Federico bringt mich nach Vermongoi, zum heutigen Startpunkt. Ich gehe einen Weg hinauf, der Strada forestale Splagion heisst. Meine Navigationstante spricht die Strassennamen immer so lustig aus, deutsche Aussprache und Betonung. Heute heisst das Schtradale foreschtale Schplagion, genau so, wie ich es geschrieben habe….

Beim Fotografieren nerven immer die vielen Stromleitungen. Die sind eigentlich immer im Weg. Hier in Norditalien gibt es unzählige Stauseen (wenn sie nicht voll sind, ist das nicht immer so schön) und dazu gehören dann natürlich auch die Stromleitungen in jedem Tal. Immerhin haben die Italiener keine AKWs, das finde ich grossartig! Ich bin ja auch froh um den Pfuus, denn ich lade ja täglich meine Geräte, da habe ich wohl nichts zu meckern.

Wenn wir schon bei den Geräten sind, ich konnte zwei Tage lang nicht auf meine Website. Es gibt immer wieder mal ein Problem, da wäre ich aufgeschmissen ohne Support. Ich schreibe eine Mail an Roger, schildere mein Problem und er richtet’s. Ohne seine Unterstützung im Hintergrund, könnte ich meinen Blog vergessen. Vielen Dank, Roger!

Am Wegrand plätschert ein Bach und etwas weiter oben komme ich über eine Brücke. Das ist immer die Gelegenheit, das Wasser auf seiner Reise zu beobachten und mich daran zu freuen. Bergbäche sind mit das schönste, was es gibt. Ich liiiebe sie. Ich könnte mich hinsetzen und stundenlang zusehen und mein Tag wäre erfüllt! Das Valdaone ist diesbezüglich ein Paradies. Es gibt so extrem viele Bäche und Wasserfälle.

Die Morgenstimmung ist wunderschön. Nach einem Regentag scheint die Sonne und die Luft ist frisch.

Der Weg ist steil und wie üblich mit runden Steinen gepflastert, darüber liegt nasses Laub, also eine ziemlich glitschige Sache. Weiter oben ist es nicht mehr so nass.

Plötzlich bewegt sich etwas  vor mir im Laub. Bei genauem Hinsehen erkenne ich einen Feuersalamander. Er ist super getarnt in dieser Umgebung. Hätte er sich nicht bewegt im Bemühen, sich unter dem Laub zu verbuddeln, hätte ich ihn vielleicht übersehen. Ich nehme die Blätter weg, um ihn anzuschauen und zu fotografieren und lasse ihn dann in Frieden.

Als ich von Edolo nach Berzo-Demo gewandert bin, habe ich viele Feuersalamander gesehen, nur waren sie leider alle platt gefahren. Eigentlich wollte ich da schon darüber schreiben, habe es aber offenbar erfolgreich verdrängt. Es ist schöner, über einen lebenden Salamander zu schreiben als über die überfahrenen.

Nun bin ich schon hoch über dem Talboden. Ich staune immer wieder, wie schnell das geht. Manchmal ist es schon eine Herausforderung, so viele Höhenmeter zu überwinden.
Bei mir liegt die Motivation zu diesen Fernwanderungen eher im Unterwegssein, trotzdem ist der Reiz grösser, wenn man auch Schwierigkeiten überwindet oder körperlich ein bisschen an die Grenze geht. Es ist schon ein gutes Gefühl, wenn man mal so eben 1000 Höhenmeter erklommen hat. Ich suche nicht das Extreme, dazu bin ich zu bequem, aber ich kann mir gut vorstellen, was für ein tolles Gefühl es sein muss, auf einem 8000er zu stehen nach all den Entbehrungen…

Heute bleibe ich oft stehen – um die Aussicht zu bewundern oder kleine Dinge zu bestaunen. Der Vorteil, wenn es sehr steil ist, ist der, dass man die Kleinigkeiten direkt vor der Nase hat und sie fast nicht übersehen kann. Wenn ich dann mal oben auf der Waldstrasse wandere, schweift der Blick wieder eher in die Ferne.

Das Laub am Boden wird zusehends trockener und raschelt laut, wenn ich mit meinen Füssen hindurchschlurfe. Das erinnert mich daran, dass ich das als Kind geliebt habe, je mehr Laub, desto besser. Das tollste war, einen grossen Haufen zusammenzurechen und dann mit Anlauf hineinzuspringen 🙂

Heute ist meine Navigationstante ein bisschen verwirrt. Einmal sagt sie: „noch 70m auf diesem Weg“ und im nächsten Moment: „bei nächster Möglichkeit umkehren“.
Ja was jetzt? Ich konsultiere die Karte und sehe, dass ich scharf rechts abbiegen muss und nicht umkehren. Der Pfeil oberhalb der Karte zeigt aber nach links! Da stimmt ja überhaupt nichts zusammen!

Ich bin bloss froh, dass ich diese Wanderungen machen kann. Wenn ich auch älter und langsamer werde, schmälert das die Freude nicht. Es ist so schön, in der Natur unterwegs zu sein und diese Stille und Kraft zu spüren.
Manchmal tut mir zwar schon mal etwas weh, aber nie ernsthaft. Ausserdem kann ich mir selber eine Energiebehandlung machen. Es ist zwar nicht ganz das  Gleiche, wenn man’s selber machen muss, aber immerhin, ich kann etwas tun. Zudem bekomme ich ja täglich eine mehrstündige Energiebehandlung direkt von Mutter Natur. Im Notfall, habe ich noch ein paar Trümpfe im Ärmel…

Ich wandere nun alles hoch über dem Tal, geniesse die schöne Aussicht, die Stille und die Farben. Erst am Ende geht es in grossen Serpentinen hinunter und ich bin viel früher in Praso, als ich gedacht habe.

25 Okt 2019 Vermongoi – Praso

2 Kommentare zu „25 Okt 2019 Vermongoi – Praso

  • 27. Oktober 2019 um 13:43
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    Quasi non credo che usi solo lo smartphone per le tue fotografie, sono bellissime e fai venire voglia di camminare anche a me, anche se il mio motto è : relax, non fare nulla ma farlo bene 🙂 complimenti, ciao e prudenza SEMPRE

    • 28. Oktober 2019 um 23:43
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      Partenza Walter, ne vale la pena! All’inizio, una o due ore sono sufficienti.

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