Mit dem Zug fahre ich zum Bernina Hospiz. Es ist wärmer als ich erwartet habe und die Stimmung am See ist wunderschön. Die gegenüberliegenden Berge spiegeln sich im Wasser.
Ich wandere gemütlich zur Alp Grüm von wo man einen fantastischen Blick ins Val Poschiavo hat. Weit oben sieht man den Palügletscher und unten den leuchtend mintgrünen Palüsee.
Ich wähle den Pfad unterhalb des Sees, der an einem tosenden Wasserfall vorbeiführt und dann über die „Terasse“ von Cavaglio führt. Ein paar der Lärchen sind goldgelb während die meisten noch ganz grün sind und bestenfalls einzelne gelbe Zweiglein haben.
Hier mache ich meine Mittagsrast und geniesse die Sonne. Allerdings ziehen immer wieder Wolken vorbei, dann ist es deutlich kühler. Plötzlich macht es zu und es wird richtig kalt. Ich packe schnell zusammen und gehe zum Gletschergarten. Schon fängt es an, zu tröpfeln. Zum Glück wird kein ernsthafter Regen daraus und es wird wieder warm.
Ich spaziere durch den Gletschergarten und bestaune die Gletschermühlen oder -töpfe. Die entstehen dort, wo der Gletscher nach einer flachen Passage über steiles Gelände fliesst und es dadurch grosse Risse gibt. Das Schmelzwasser kann so unter den Gletscher gelangen und gerät unter grossen Druck. Es fliesst sehr schnell und führt Sand und Kies mit sich. Bei Unebenheiten des Untergrundes gibt es Wirbel und das Wasser mit Quarzsand schleift Löcher hinein. Später füllen sich diese Löcher mit Steinen und Erde.
Freiwillige haben diese Löcher ohne Maschinen, nur mit Schaufeln, ausgegraben und den Gletschergarten angelegt. Es gibt auch einen kleinen Pflanzenteil und eine Aussichtsplattform von der man ins Tal hinunter sieht bis zum Poschiavosee. Durch ein Fernrohr kann man fast in Poschiavos Gassen schauen….
Unterhalb der Eisenbahnbrücke gibt es noch eine Plattform, von der aus man den wilden Fluss bestaunen kann. Auch hier gibt es Töpfe, das Wasser sprudelt und wirbelt und man kann sich gut vorstellen, dass es die Felsen bearbeitet und formt.
Nun geht der Weg durch den Wald hinunter. Immer wieder hört man einen Zug mal oberhalb, mal unterhalb, mal rechts oder links. Er fährt hier in mehreren grossen Serpentinen hinauf oder hinunter.
Immer wieder regnet es leicht, aber stellenweise scheint auch die Sonne. Poschiavo ist meistens beleuchtet. Ich blicke zurück und die Berge sind in dunkle Wolken gehüllt. Bald erscheint ein Regenbogen…
Schliesslich erreiche ich Poschiavo und zur Belohnung gibt’s ein leckeres Eis.