Da der Wetterbericht so schlecht ist, muss ich die Sache ein bisschen hinauszögern, denn so kann/will ich nicht über den Pass.
Deshalb habe ich die heutige Etappe aufgeteilt, sodass ich mich frühestens übermorgen an den Aufstieg mache. Das hat auch den Vorteil, dass ich meine Füsse noch ein bisschen schonen kann. So ca vier Stunden geht es gut, ist mir zwar eigentlich zu kurz, fünf/sechs wären ideal, aber für meine Ferse und Kniekehlen reicht’s. Da ich ja noch eine lange Strecke vor mir habe, bin ich lieber vorsichtig.

Ich habe auch die längste Zeit daran herumstudiert, ob und wie ich die achtstündige Passüberquerung mit ca 1300 Höhenmetern vermeiden kann. Ich habe lange keine Möglichkeit gesehen, aber jetzt denke ich, ich hab’s, sofern ich ein Bett in der auserkorenen Hütte kriege. Da muss ich zwar über einen höheren Pass, kann es aber dafür in zwei etwa vierstündigen Etappen machen. Die acht Stunden mit soviel Höhenmetern wäre sowieso schon ein bisschen grenzwertig gewesen, umso mehr mit einem schweren Rucksack. Ein paar Kilo mehr oder weniger machen halt schon viel aus, wenn es steil ist und mit jeder Stunde mehr. Ausserdem hätte das mein Fuss wahrscheinlich nicht mitgemacht. Leider verpasse ich so die besonders schöne Route, aber vielleicht könnte ich sie ja auch nicht geniessen, wenn ich auf den Felgen wäre.

So ist also die heutige Etappe leicht, ca vier Stunden, mehr oder weniger auf Strässchen. Der Morgen fängt sonniger an, als ich erwartet habe, eine schöne Stimmung mit Sonne und Wolken und recht warm. Ich starte erst nach zehn Uhr.

Ich komme an einem Kraftwerk vorbei. Die haben oft so schöne, alte Gebäude, das ist mir schon gestern aus dem Zug aufgefallen. Da habe ich ein paar Fotos gemacht…

Bald fängt es zu regnen an, nicht so stark, ich zieh den Poncho an. Obwohl ich mich extra nicht so warm angezogen habe, fange ich bald an zu schwitzen und ich bin froh, dass es vor der Steigung aufhört zu regnen, so dass ich mich wieder aus dem Poncho schälen kann.

In jedem Dorf gibt es Denkmal für die Gefallenen des ersten Weltkrieges. Hier verlief die Front im Gebirgskrieg zwischen Österreich-Ungarn und Italien zwischen 1915 und 1917. Es soll ein gutes Museum geben, aber da ich zu Fuss unterwegs bin, kann ich nicht alles machen.

Da heute Sonntag ist, treffe ich im Wald sogar ein paar Leute, die Kastanien sammeln und ausserdem einige Jäger..

Meine heutige Unterkunft ist in Malonno. Das liegt im Tal und ich wandere hoch oben am Hang daran vorbei. Ich habe mit meinem Vermieter, Walter, abgemacht, dass er mich in Berzo-Demo abholt. Morgen wird er mich wieder dahin bringen, abends noch einmal abholen und am Tag darauf wieder bringen. Ist zwar ein bisschen umständlich, aber in diesen Bergkäffchen gibt’s halt nicht viele Möglichkeiten in dieser Jahreszeit.

20 Okt 2019 Edolo-Berzo-Demo