Nach der gestrigen ca 7 1/2 stündigen Tour schone ich mich heute, da meine Ferse nicht so Freude hatte.
Mein Hotel steht gleich am Fluss Oglio, bei einem Wasserfall. Auch bei geschlossenem Fenster höre ich das Rauschen.
Ich mache einen Spaziergang durch die Altstadt mit ihren engen, gepflasterten Gassen, gehe in die Kirche und bestaune die Fresken. Diese Kirche gefällt mir. Sie ist nicht so überladen mit Prunk und Protz, sondern kommt viel bescheidener daher und ist auch heller als die meisten anderen.
Ich nehme den Bus nach Cortenedolo, wo ich gestern Abend in der Bar gelandet bin. Von dort starte ich in Richtung Edolo. Ich habe nur mein Minirucksäcklein dabei.
Ich wandere durch das Dorf, das noch engere und kleinere Gässchen und Durchgänge hat. Mein erstes Ziel ist die Kirche, da soll es auch Malereien geben. Ich muss zugeben, sie gefällt mir nicht: extrem düster und überladen, da fühle ich mich nicht wohl.
Auf einem schmalen Strässchen gehe ich aus dem Dorf. Es verläuft am Hang. In einem Taleinschnitt überquere ich einen Bach, der hier eine enge Schlucht gegraben hat. Sieht toll aus, wird aber leider offenbar auch mal als Abfalldeponie missbraucht. Das Zeug kriegt man nicht mehr raus, weil man gar nicht hinuntersteigen kann.
Etwas weiter komme ich zu einem Kirchlein, das wahrscheinlich dem Zusammenbruch nahe ist, jedenfalls darf man nicht hinein.
Langsam steige ich höher. Da es heute nicht so sonnig ist, leuchten auch die Farben weniger. Trotzdem ist der Blick ins Tal und auf die gegenüberliegenden Berge schön.
In Vico verlasse ich meine Route und gehe durch das Dörfchen und zur Kirche hoch, die allerdings geschlossen ist.
Bis jetzt habe ich meine Routen immer auf komoot geplant, aber nie aufgezeichnet. Gestern wollte ich das erstmals machen, habe es aber nicht geschafft, die Route aufzuzeichnen und gleichzeitig die geplante Tour zu konsultieren. So blöd, was nützt mir die Aufzeichnung, wenn ich mich dann verirre?
Heute versuche ich es wieder. Es muss doch möglich sein. Ich entscheide mich, die Navigation einzuschalten, einfach, um es einmal auszuprobieren. Eigentlich brauche ich das ja nicht, dass mir ständig eine Stimme erzählt, wo ich laufen muss. Ist ja wirklich ein bisschen bescheuert. Ich bin aber angenehm überrascht, dass das ziemlich unaufdringlich abläuft und wenn man immer auf dem gleichen Weg läuft, hat sie ja auch nichts zu sagen. Und das Gute: Die Strecke wird gleichzeitig aufgezeichnet und ich kann sie speichern.
In Vico jedoch verlasse ich, wie gesagt, kurz die Route, weil ich zur Kirche hinauf will. Da erzählt mir die Stimme ständig, ich hätte die Route verlassen, sie sei 30m rechts von mir und kein Internet zum Umplanen, ich müsse umkehren….
Natürlich bin ich bald wieder auf dem richtigen Weg und sie kann sich wieder beruhigen 😉
Irgendwann muss ich steil bergauf auf einem unebenen Weg und dann den Hang entlang auf einem Wiesenweglein bis zu einem Bildstock, hoch über Edolo. Hier mache ich Rast, esse etwas kleines und geniesse die Aussicht.
Da ich kurz vor meiner Reise noch ganz spontan einen Urban Scetching Kurs besucht habe, habe ich kurzerhand noch ein paar Zeichnungssachen eingepackt und wage mich jetzt an meine erste Zeichnung auf dieser Wanderung. Na ja – ich muss noch üben…
Am Ende des Weges muss ich ganz steil runter. Der Weg ist voller Blätter und Kastanien. Letztere bilden ein Kugellager und ich muss höllisch aufpassen, dass ich nicht ausrutsche. Hier könnte ich tonnenweise Kastanien sammeln. Es reut mich fast, sie einfach liegen zu lassen. Nur, was soll ich damit? Ich bekomme aber Lust auf heisse Marroni, ganz heiss!
In Edolo unten setze ich meinen Stadtrundgang fort und gehe auch zur Chiesa Santa Maria Nascente. Von hier oben hat man einen schönen Blick über die Dächer.