Eigentlich wollte ich ja nach Bergün wandern, 5 1/2 Stunden mit 3 steilen Stücken, aber dazu fühle ich mich nicht in der Lage. Leider bestimmen die Übernachtungsmöglichkeiten die Etappenlänge und nach Filisur dauerts nur 2h 20, was ein bisschen lächerlich ist…
Dafür mache ich einen kleinen Umweg um’s Dorf mit einem Abstecher zu einem prächtigen Wasserfall. Auch der Weg ist sehr schön, durch Wald und über eine Wiese. Dann gelange ich zum Bärentritt. Ich habe keine Ahnung, was mich da erwartet.
Es ist ein Aussichtspunkt, von dem aus man in die Landwasserschlucht blickt und gleich darunter sind zwei Wasserfälle übereinander und dazwischen erblickt man einen Tunnel und ein kleines Stück Geleise. Ich erfahre von jemandem, dass bald ein Zug kommen soll. So warte ich und es gelingt mir, die Lok zu fotografieren, als sie grad aus dem Tunnel kommt. Auf der anderen Seite der kurzen Brücke verschwindet sie sogleich im nächsten Tunnel. Es ist ein Nostalgiezug mit Krokodillok und alten Wagen.
Nachher gehe ich oberhalb der Wasserfälle über eine kleine Brücke und auf der anderen Seite Richtung Wiesener Bahnhof. An einem vorspringenden Punkt kann ich zurückblicken auf den Aussichtspunkt und den grossen Wasserfall. Sehr spektakulär!
Nach dem Bahnhof kann man über das Wiesener Viadukt gehen, was ziemlich eindrücklich ist, auch wenn man gewöhnt ist, über die Ossinger Eisenbahnbrücke zu gehen. Auf der anderen Seite gibt es auch wieder einen Aussichtspunkt auf das Viadukt. Die Konstruktion der Brücke mit ihren Bögen gefällt mir.
Der folgende Weg nach Filisur ist gemütlich und führt zuerst durch den Wald und am Schluss über Wiesen und bald bin ich im Dorf. Am oberen Hang sind Einfamilienhäuser neueren Datums und im Dorf unten bin ich überrascht, dass es aus lauter sehr alten, schönen engadiner Häusern besteht.
Im alten Dorfladen wird ein Projekt vorgestellt zum Landwasserviadukt, das ja schon seit einigen Jahren vermarktet wird, seit die Albulastrecke als UNESCO Welterbe anerkannt wird. Nun soll das noch grössere Ausmasse annehmen und tausende von Menschen anziehen, mit verschiedenen Projekten wie mehr Aussichtsplattformen, Nostalgiezugshuttle, Baumwipfelpfad, Biobauernhofwelt Badelandschaft usw. Ich habe mit einer Frau geyprochen, die in Filisur wohnt und da aufgewachsen ist. Das Ganze wird wohl wie alles zwei Seiten haben, Fortschritt, Arbeitsplätze, aber auch viiiele Leute bringen. Sie meinte, sie habe gelernt, dass solche Projekte immer auch Potential bergen, den Menschen im Tal Arbeit zu ermöglichen.
Engadiner Scraffiti